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Tag 33 – Bevor und solange – Teil 1
Tag 34 – Bevor und solange – Teil 2
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Tag 31: Der Schein trügtheute kommen wir zu einem Thema, das zunächst sehr theoretisch klingt, aber in der sprachlichen Praxis fast immer und fast überall Missverständnisse hervorruft.
1. Die Erde ist eine Scheibe. 2. Der Himmel ist blau. 3. Die Sonne läuft täglich einmal um die Erde. 4. Der Mensch stammt vom Affen ab. 5. Die Schwerkraft lässt alles herunterfallen.
Stellen Sie sich in eine Ebene und lassen Sie Ihren Blick schweifen. Sie sehen bis zum Horizont. Und dahinter ist nur der Himmel, der sich wie eine Glocke über Ihnen und der Ebene, in der Sie stehen, wölbt. Und der ist außerdem noch blau. Und wenn Sie von morgens bis abends stehen bleiben, sehen Sie auch, wie die Sonne am Horizont aufsteigt, über Sie hinweg zieht und schließlich auf der anderen Seite wieder hinter dem Horizont verschwindet. Nichts deutet für Sie darauf hin, dass die ersten drei Aussagen falsch sind.
Einen Moment lang passen Sie nicht auf, und schon liegt die Bananenschale am Boden, bevor Sie sie im nächsten Müllbehälter entsorgen konnten.
Heute wissen wir: Es sieht nur so aus, als ob die Behauptungen stimmen. Was wir sehen, scheint nur so zu sein, ist aber ganz anders. Solche Sachverhalte sind scheinbar – sie scheinen nur so, sind aber nicht. Und so müssen die Sätze vom Anfang lauten: 1. Die Erde ist scheinbar eine Scheibe. 2. Scheinbar ist der Himmel blau. 3. Die Sonne läuft scheinbar täglich einmal um die Erde. 4. Der Mensch stammt scheinbar vom Affen ab. 5. Die Schwerkraft lässt alles scheinbar herunterfallen.
Dazu nur die Frage: Was ist "unten"? Aus unserer deutschen Perspektive fällt die Bananenschale im Zoo von Sydney (Australien) nämlich nach oben. "Oben" und "unten" sind Begriffe, die nur in unserer unmittelbaren Nähe Gültigkeit haben. Wir sehen also die Bananenschale "nach unten fallen", aber in Wahrheit wird sie lediglich von der vergleichsweise sehr viel größeren Erde aufgrund ihrer erheblich größeren Masse in Richtung Erdmittelpunkt angezogen, bis diese Bewegung durch die Erdoberfläche unterbrochen wird, wodurch die Schale "am Boden liegen bleibt".
Jetzt kommt der Umkehrschluss: Viele Sätze, in denen der Verfasser eine Vermutung über eine Tatsache äußert, die zwar zutrifft, aber noch nicht belegt ist, enthalten das Wort "scheinbar", um die Tatsache zunächst als Vermutung zu beschreiben. Aber genau das ist nicht gemeint. Der Tote im Krimi ist nicht scheinbar ermordet worden – um deutlich zu machen, dass kein Freitod vorliegt, sondern er wurde tatsächlich umgebracht, sonst würde er noch leben. Und bei Ihrem negativen Kontostand haben Sie nicht scheinbar zu viel Geld ausgegeben, sondern tatsächlich.
"Scheinbar" gehört zu denjenigen Wörtern in unserer Sprache, die inflationär missbraucht werden.
Vielleicht haben Sie es schon richtig vermutet: Erneut ein krasses Wortschatzproblem! Die vielen Menschen, die sich mit "scheinbar" über die Runden retten, haben das richtige Wort (noch) nicht aktiviert: "offenbar" – es geht auch: "anscheinend". Aber "offenbar" ist deutlicher, und es ist leichter zu merken.
"Der Schein trügt."
Und nun kommt die Regel: "Scheinbar" wird nur verwendet, wenn ganz sicher ist, |
Herzlichst Ihr Hans-Werner Leopold |
Aufgaben |
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1. | Regelmäßig gesehene Fernsehsendung ab sofort nicht mehr ansehen und stattdessen ein Buch lesen. | |
2. | Gespräch(e) führen. | |
3. | Kurze und vor allem vollständige Sätze sprechen. | |
4. | Texte korrigieren und Fehler und Korrektur dokumentieren. |
SKN31 |
SKN 31
Tag 32: Unsinn"Nachdem der Hamburger Senat Unsummen für die Elbphilharmonie ausgegeben hatte, deckte die Presse eine Unmenge von Korruptionsfällen auf, bei denen viele Politiker sich ihre Unkosten für private Veranstaltungen von den Auftragnehmern finanzieren ließen."
(Eine nachträgliche im Jahr 2014 eingefügte Bemerkung:
Was soll das? Unkenntnis macht sich breit.
Wenn etwas nicht möglich ist, wird es als unmöglich bezeichnet. Unbezahlbar ist, was man sich nicht leisten kann. Sonst wäre es bezahlbar.
Eine Situation oder ein Phänomen wird durch die Vorsilbe "un" als negativ oder schlecht bezeichnet: Unwetter – gemeint ist schlechtes Wetter, und zwar in verstärkter Form. Und so wird diese Vorsilbe statt zur Gegenteil-Beschreibung oft für die Steigerung eines Begriffes verwendet. So auch in dem ersten Satz dieses Kapitels: Unsummen sind viel größer als Summen. Die Menge von Korruptionsfällen wird erst durch die Bezeichnung Unmenge wirklich skandalös.
Die einzige Erklärung dafür, dass jemand dieses Wort verwendet, liegt in der Tatsache, dass man angeblich nur sehr widerwillig "Eintritt" bezahlt, um eine Veranstaltung zu besuchen. Es soll also ein negatives Gefühl erzeugt werden. Warum eigentlich? Ist es nicht sehr viel klüger, von einem Besucher Geld zu verlangen, ohne ihm gleich zu suggerieren, dass er es – bitteschön – nur widerwillig bezahlen soll? Wer einen Kostenbeitrag entrichtet, sieht sofort ein, dass dieser nötig ist, und zahlt dann auch bereitwillig. Ohne Murren. Unkraut ist Kraut am falschen Platz und muss entfernt werden. Sind Unkosten also Kosten am falschen Platz? Sollen diese Kosten also entfernt (vermieden) werden? – Nehmen Sie den Veranstalter beim Wort und verweigern Sie einfach den Unkostenbeitrag. Sagen Sie ihm, Sie würden sich stattdessen gern an seinen Kosten beteiligen. Je mehr von Ihnen da mitmachen, umso früher wird dieses schreckliche Unwort endlich ausgerottet.
Vergessen Sie die Unkosten! Und gehen Sie auch sonst sparsam mit der Vorsilbe "un" um. Geschriebene Unmengen und Unsummen offenbaren nur das Unvermögen des Autors, sich präzise auszudrücken. |
Herzlichst Ihr Hans-Werner Leopold |
Aufgaben |
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1. | Regelmäßig gesehene Fernsehsendung ab sofort nicht mehr ansehen und stattdessen ein Buch lesen. | |
2. | Gespräch(e) führen. | |
3. | Kurze und vor allem vollständige Sätze sprechen. | |
4. | Texte korrigieren und Fehler und Korrektur dokumentieren. |
SKN32 |
SKN 32
Tag 33: Bevor und solange – Teil 1heute wollen wir uns mit einem Thema beschäftigen, das nicht nur in unserer deutschen Sprache, sondern z.B. auch im Englischen von nur ganz wenigen Menschen wirklich beherrscht wird, obwohl es sehr einfach ist.
Es ist nach meiner Beobachtung ein sprachlicher Fehler, den zu vermeiden Sie auch durch das Lesen noch so vieler Bücher nie lernen würden. Allein dadurch, dass Sie 47 Euro (Normalpreis) für dieses Newsletter-Seminar bezahlt haben, erhalten Sie die Chance, endlich für sich diese Fehlerquelle ein für alle Mal zu beseitigen.
Dadurch, dass auch die Englisch sprechenden Menschen dieselbe Formulierung benutzen, wird sie dennoch nicht richtig. Um Ihnen verständlich zu machen, um welchen Fehler es sich handelt, gebe ich Ihnen zunächst einige Beispiele aus unterschiedlichen Bereichen: Satz 1: Satz 2: Satz 3: Satz 4: Satz 5: Satz 6: Satz 7: Satz 8: Satz 9:
Ich vermute, Ihnen ist nichts Besonderes aufgefallen. Es sind Situationen aus dem Leben, die Sie alle kennen. Diese Situationen sind jeweils Anlass für einen Menschen, eben einen dieser Sätze zu sprechen, wie ich sie zitiert habe.
Ok.
Ganz bewusst lasse ich Sie jetzt mit diesem Problem allein – aber nur bis morgen. Dann werde ich die Sätze genau analysieren und Ihnen verraten, warum wir uns hiermit so ausführlich beschäftigen müssen. |
Herzlichst Ihr Hans-Werner Leopold |
Aufgaben |
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1. | Regelmäßig gesehene Fernsehsendung ab sofort nicht mehr ansehen und stattdessen ein Buch lesen. | |
2. | Gespräch(e) führen. | |
3. | Kurze und vor allem vollständige Sätze sprechen. | |
4. | Texte korrigieren und Fehler und Korrektur dokumentieren. |
SKN33 |
SKN 33
Tag 34: Bevor und solange – Teil 2heute ist es soweit: Wir analysieren die Sätze aus dem Newsletter von gestern. Damit Sie dieselben nicht extra auf einer anderen Seite öffnen müssen, zitiere ich sie hier noch einmal: Satz 1: Satz 2: Satz 3: Satz 4: Satz 5: Satz 6: Satz 7: Satz 8: Satz 9:
Einige Sätze sind richtig, andere falsch. Warum, werden Sie gleich verstehen. Fangen wir mit dem ersten Satz an: "Steuersenkungen sind ausgeschlossen, bevor die Neuverschuldung nicht deutlich verringert werden kann." Welche Aussage steckt in diesem Satz? Die Neuverschuldung wird irgendwann verringert werden, aber noch ist es nicht soweit. Deshalb sind Steuersenkungen zum heutigen Zeitpunkt ausgeschlossen. Mit dem Nebensatz, der mit "bevor" beginnt, wird hier eine gegenwärtige Situation beschrieben, nämlich: Die Neuverschuldung kann nicht deutlich verringert werden. Das Wort "bevor" leitet aber normalerweise einen Nebensatz ein, der eine zukünftige Situation beschreibt. In der Zukunft jedoch kann die Neuverschuldung deutlich verringert werden. Nun soll aber in dem Satz eine Begründung dafür geliefert werden, warum jetzt keine Steuern gesenkt werden können. Dazu muss die Situation beschrieben werden, die heute vorherrscht, nämlich: Die Neuverschuldung kann nicht deutlich verringert werden. Also sollte der Finanzminister statt "bevor" ein anderes Wort verwenden, wenn er die Formulierung seiner Aussage insgesamt beibehalten möchte. Welches Wort ist das? Es ist ein Wort, welches einen Nebensatz einleitet, der eine gegenwärtige Situation beschreibt. Kennen Sie dieses Wort? Gehört es zu Ihrem aktiven Wortschatz? Zu dem aktiven Wortschatz des Bundes-Finanzministers in unserem Beispiel gehört es sicher nicht, sonst hätte er es verwendet und den Satz wie folgt formuliert: "Steuersenkungen sind ausgeschlossen, solange die Neuverschuldung nicht deutlich verringert werden kann." Schon versteht man die Aussage sofort. Denn erst jetzt ist sie logisch richtig! Das war jetzt eine sehr lange Erklärung. Die ist allerdings nötig, um wirklich zu verstehen, wo der Fehler in dem ersten Satz steckt.
Also: "Bevor du deine Schularbeiten nicht fertig hast, kannst du den Kinobesuch vergessen!" Spüren Sie wieder das Unwohlsein bei dieser Formulierung? Klar – es ist derselbe Fehler wie im ersten Beispiel. Im Unterschied dazu steht allerdings der Nebensatz am Anfang. Das ändert jedoch keineswegs die Aussage, die in diesem Satz steht. Das einleitende Wort "Bevor" soll auch hier eine gegenwärtige Situation beschreiben, die als Grund dafür dient, dass die Tochter sich den Kinobesuch "abschminken" kann, wenn sich die Situation nicht ändert. Wie wir aus dem ersten Beispiel gelernt haben, ist auch hier das Wort "bevor" fehl am Platz. Stattdessen ist "solange" angebracht. Also: "Solange du deine Schularbeiten nicht fertig hast, kannst du den Kinobesuch vergessen!" Klingt doch gleich viel besser und vor allem verständlicher – oder? Und es ist ebenfalls erst jetzt logisch richtig!
"Du kommst bitte nach Hause, bevor es dunkel wird." Dieser Satz ist richtig! Der Vater gibt eine Anweisung, die vor einer zukünftigen Situation zu befolgen ist. Der Nebensatz, der die zukünftige Situation beschreibt, wird hier korrekt mit "bevor" eingeleitet. Kleine Aufgabe nebenbei: Geben Sie bitte der Tochter dieselbe Anweisung, indem Sie das Wort "solange" verwenden. Wie muss dieser Satz dann lauten? (Auflösung morgen)
Schon jetzt möchte ich Ihnen einen äußerst nützlichen und wichtigen Tipp verraten: Wenn Sie auf einen Nebensatz treffen,
Danach sind Sie in der Lage, besser zu formulieren als die meisten Schriftsteller und Journalisten! |
Herzlichst Ihr Hans-Werner Leopold |
Aufgaben |
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1. | Regelmäßig gesehene Fernsehsendung ab sofort nicht mehr ansehen und stattdessen ein Buch lesen. | |
2. | Gespräch(e) führen. | |
3. | Kurze und vor allem vollständige Sätze sprechen. | |
4. | Texte korrigieren und Fehler und Korrektur dokumentieren. |
SKN34 |
SKN 34
Tag 35: Bevor und solange – Teil 3Aufgabe von gestern: "Du kommst bitte nach Hause, solange es hell ist." Und? – Haben Sie das auch so formuliert?
"Bitte kochen Sie uns Kaffee, bevor wir mit dem Kunden verhandeln." Klarer Fall. – Richtig! – Warum? – Der Kunde ist noch nicht da, die Verhandlung liegt also in der Zukunft, und der Kaffee soll jetzt gekocht werden, um ihn dem Kunden sofort nach dessen Ankunft servieren zu können. Der Nebensatz beschreibt eine zukünftige Situation – also "bevor". Ich unterstelle, dass es der Sekretärin nichts ausmacht, den Kaffee zu kochen.
"Wir geben keine Zahlung frei, bevor die Ware nicht geliefert wurde." Aua!!! Nimmt man diesen Satz logisch wörtlich, dann ist es in diesem Unternehmen üblich, Ware immer dann zu bezahlen, wenn sie nicht geliefert wurde. Der Pleitegeier befindet sich bereits im Landeanflug! Also: "Solange"!!!
"Bevor es nicht zu regnen aufhört, hat es keinen Sinn, den Rasen zu mähen." Ein sehr gutes Bespiel für die Anwendung einer weiteren Methode: Dieser Satz enthält (wie die meisten anderen fehlerhaften Sätze dieser Art) in jedem Halbsatz eine negative (verneinende) Aussage. Im Nebensatz steht, dass es nicht zu regnen aufhört, und im Hauptsatz steht, dass es keinen Sinn hat den Rasen zu mähen. Wenn man nun beide negativen Aussagen in positive Aussagen umformuliert, ändert sich die Gesamtaussage des Satzes nicht. Also: "Bevor es zu regnen aufhört, ist es sinnvoll, den Rasen zu mähen." Und genau das war sicherlich nicht gemeint. Wieder einmal muss "bevor" durch "solange" ersetzt werden, und schon stimmt alles: "Solange es nicht zu regnen aufhört, hat es keinen Sinn, den Rasen zu mähen." Was lernen wir daraus? Bei Sätzen mit zwei negativen Aussagen hilft es, durch Umkehrung beider negativen Aussagen die Unsinnigkeit der Gesamtaussage zu verdeutlichen.
"Bevor ihr Geliebter sich nicht für sein Verhalten entschuldigen würde, dachte sie nicht daran, ihm zu verzeihen." "Umgedreht" heißt das nämlich, dass sie ihm bereits verzeiht, ohne dass er sich entschuldigt – indem sie ihm verzeiht, bevor er sich entschuldigt. Wenn der Schriftsteller das ausdrücken wollte, hätte er es entsprechend so oder ähnlich formulieren müssen. Aber ich unterstelle, dass die Protagonistin (Figur – in Roman oder Film) ihrem Geliebten wohl nicht verzeihen will und deshalb darauf wartet, dass er sich bei ihr entschuldigt. Und weil der Schriftsteller das Wort "solange" offenbar auch nicht zu seinem aktiven Wortschatz zählt, unterläuft ihm der allzu bekannte Fehler. Nobelpreis ade!
"Kauf bitte etwas von der leckeren Wurst, bevor sie nicht mehr im Angebot ist." Morgen oder übermorgen endet hier offenbar das Sonderangebot für die Wurst. Also ist die Wurst zukünftig nicht mehr im Angebot. Deshalb sollte der Ehemann den gegenwärtig günstigen Angebotspreis nutzen und die Wurst heute kaufen. "Bevor" für die Beschreibung einer zukünftigen Situation ist demnach korrekt.
"Bitte deine Frau um Hilfe, bevor deine Firma nicht zu retten ist!" Hier beschreibt der mit "bevor" eingeleitete Nebensatz eine Situation, die unbedingt vermieden bzw. verhindert werden sollte. Eine bekannte Redensart bedient sich dieser Formulierung in perfekter Weise: "Lege einen Deckel auf den Brunnen, bevor ein Kind hineinfällt." Da wird ganz deutlich, dass die Situation zwar in der Zukunft liegt, aber unbedingt verhindert werden soll, was in diesem Fall viel wichtiger ist.
Fassen wir zusammen: 1. Die Kombination "bevor" und "nicht" ist immer dann durch "solange" und "nicht" zu ersetzen, wenn der Nebensatz eine gegenwärtige Situation schildert. 2. "Bevor" leitet einen Nebensatz ein, der eine zukünftige oder eine zu vermeidende Situation bzw. ein entsprechendes Ereignis schildert. 3. "Solange" leitet einen Nebensatz ein, der eine gegenwärtige Situation schildert. 4. Zwei negative Aussagen können umgekehrt werden, um die fehlerhafte Logik sofort zu verdeutlichen.
Ich hatte Ihnen vorgestern berichtet, dass es langer Streitgespräche bedurfte, um meine Gesprächspartner von diesem Sachverhalt zu überzeugen. Ich habe auch sehr lange gebraucht, bis mir einfiel, wie diese Regel erklärt werden kann. Bisher hatte ich meine Texte immer "gefühlsmäßig" logisch richtig formuliert, und zwar nur deshalb, weil das Wort "solange" zu meinem aktiven Wortschatz gehört. Erst vor kurzer Zeit bin ich darauf gekommen, den Sachverhalt mit den vorher genannten vier Punkten zu beschreiben.
Wenn Sie jetzt einige Tage brauchen, um das ebenfalls zu verstehen, ist das vollkommen normal. Damit sind Sie allemal immer noch schneller als ich. Ich habe Ihnen einige Beispiele vorbereitet, an denen Sie Ihre neuen Erkenntnisse ausgiebig üben können, damit Sie das Wort "solange" als Nebensatz einleitendes Wort aus Ihrem passiven Wortschatz wirklich aktivieren. Lösen Sie die Testsätze nicht gleich alle auf einmal. Lassen Sie sich damit ruhig etwas Zeit. Gerade dieses Thema will wirklich sehr sorgfältig behandelt werden. Und denken Sie daran: Wiederholung geht vor Anstrengung!
Hier finden Sie die Testsätze: |
Herzlichst Ihr Hans-Werner Leopold |
Aufgaben |
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1. | Regelmäßig gesehene Fernsehsendung ab sofort nicht mehr ansehen und stattdessen ein Buch lesen. | |
2. | Gespräch(e) führen. | |
3. | Kurze und vor allem vollständige Sätze sprechen. | |
4. | Texte korrigieren und Fehler und Korrektur dokumentieren. | |
5. | Bearbeiten Sie die Testsätze der beiden bevor/solange - Tests. |
SKN35 |
SKN 35
Tag 36: Ohne dassnicht, dass Sie die Überschrift missverstehen! "Dass" soll nicht abgeschafft werden. Aber die Formulierung "ohne dass" entpuppt sich bei näherem Hinsehen als gefährliche sprachliche Tretmine.
Bodo Ramelow, der Fraktionsvorsitzende der Partei "Die Linke" im Thüringer Landtag, sprach in einem Interview folgenden Satz: "Wir können das Wort 'Kommunismus' nicht in den Mund nehmen, ohne dass nicht sofort die anderen Parteien aufschreien."
"Wir können das Wort 'Kommunismus' in den Mund nehmen, ohne dass sofort die anderen Parteien aufschreien."
Was läuft da ab mit unserer Sprache? Wo ist das Volk der Dichter und Denker? Wenn wir überhaupt denken, dann sicher nicht logisch. Hören Sie sich gut um: Wie viele Menschen um Sie herum sprechen solche ähnlichen Sätze? Sie können dabei viel lernen. Immer öfter und immer schneller werden Sie selbst diese logischen Brüche in den Formulierungen Ihrer Mitmenschen feststellen. Nachdem Sie darauf aufmerksam gemacht wurden und für solche Dinge sensibilisiert sind, werden Sie mehr und mehr bei Ihren eigenen Formulierungen darauf achten, keinen logischen Unsinn zu erzählen. Und wo es wirklich auf unmissverständliche Formulierungen ankommt, fragen Sie bitte gnadenlos nach.
Haben Sie zum Beispiel den Mut, einen notariell aufgesetzten Vertrag kritisch zu lesen, und bestehen Sie darauf, dass Formulierungen geändert werden, wenn diese den Sachverhalt nicht logisch unangreifbar wiedergeben. Lassen Sie sich nicht auf den Einwand des Notars ein, das habe man schon immer so formuliert. Was falsch ist, bleibt falsch, auch wenn es oft wiederholt wird. Und Notare sind auch nur Menschen, die umso mehr Fehler machen, je mehr sie arbeiten – wie wir alle.
Auch in weniger spektakulären Fällen des Vertrags-Alltags gewinnen Sie durch Ihre wachsende Sprachkompetenz die Souveränität, die Sie in Verhandlungen unbedingt brauchen. |
Herzlichst Ihr Hans-Werner Leopold |
Aufgaben |
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1. | Regelmäßig gesehene Fernsehsendung ab sofort nicht mehr ansehen und stattdessen ein Buch lesen. | |
2. | Gespräch(e) führen. | |
3. | Kurze und vor allem vollständige Sätze sprechen. | |
4. | Texte korrigieren und Fehler und Korrektur dokumentieren. | |
5. | Bearbeiten Sie die Testsätze der beiden bevor/solange - Tests. |
SKN36 |
SKN 36
Tag 37: Alternative – Teil 1"Alternative" klingt gebildet. Verwenden auch Sie dieses Wort? Wissen Sie, woher es kommt und was es bedeutet?
Fallen Sie nicht darauf herein!
Mit all dem bin ich vollkommen einverstanden. Und dann kommen oft dieselben Leute daher und sprechen Sätze wie z.B.: "Die Kinder erst in der Grundschule zu bilden, ist keine Alternative. Wir müssen die andere Alternative fördern, nämlich bereits im Kindergarten Bildungsmaßnahmen zu ergreifen."
Anlässlich der Probleme mit dem Toyota-Gaspedal (erinnern Sie sich?) demonstrierte ein Sprecher des ADAC, wie zu verfahren sei, wenn das Gaspedal klemmt. Er sagte wörtlich: "Sie haben zwei Alternativen. Die eine Alternative ist, dass Sie die Kupplung treten und damit den Wagen ausrollen lassen oder abbremsen, die andere Alternative ist, dass Sie sofort die Zündung ausschalten…".
Genauso schnell, wie sie lustige Werbesprüche auswendig lernen, gewöhnen sie sich nämlich an die falsche Verwendung von Fremdwörtern und an viele andere sprachliche Unfälle.
Zur Sache: Woher kommt eigentlich das Wort "Alternative"? Möglicherweise ahnen Sie es bereits: Ebenso wie viele andere Wörter, die wir täglich verwenden, stammt es ursprünglich aus der Sprache der alten Römer: Latein. Früher (also bis zum vorletzen Jahrhundert) lernte jeder Schüler eines Gymnasiums Latein. Latein ist die Grundlage vieler lebender Sprachen, die deshalb auch "Romanische Sprachen" genannt werden. Die Weltsprachen Französisch und Spanisch gehören dazu, Italienisch selbstverständlich auch – als Sprache der Nachkommen der alten Römer. Viele andere Sprachen haben romanische Elemente, so auch Englisch und unsere Muttersprache Deutsch. Latein gilt weltweit als Basissprache der Wissenschaft. So werden zum Beispiel alle Tiere und Pflanzen in der Biologie mit lateinischen Namen belegt. Haben Sie einen "canis domesticus"? Das ist ein Haushund. Auch für den Menschen verwendet die Wissenschaft die lateinische Bezeichnung "homo sapiens". "Homo" steht für "Mensch" und "sapiens" für "weise". Die Bezeichnung "weise" soll allerdings nur die Existenz eines Gehirns ausdrücken, das theoretisch in der Lage ist, weise zu handeln. Praktisch sind wir davon jedoch noch weit entfernt. Fast alle Menschen machen (noch) keinen Gebrauch von den Möglichkeiten ihres Großhirns, das ihnen die Natur geschenkt hat. Eine andere Bezeichnung, der "homo erectus", ist nicht, was Sie jetzt vielleicht denken, sondern der Mensch mit "aufrechtem" Gang. (Lassen Sie Ihre Fantasie chemisch reinigen!)
An der Universität reiben sich manche fortschrittlichen Abiturienten, die sich durch geschickte Aus- und Abwahl von Kursen durch die Prüfung gerettet haben, verwundert die Augen.
Nach diesem Ausflug in die Bildungspolitik kommen wir wieder zurück zu unserem Begriff "Alternative". Er besteht aus zwei Teilen. Der hintere Teil (native) entstammt dem Wort "natus" = Geburt. Wie so oft im Vergleich zweier Sprachen gibt es auch hier keine eins zu eins – Zuordnung von Wörtern. Und so stecken in dem Wort "natus" mehrere Bedeutungen: geboren, entstanden, natürlich usw. Der vordere Teil ist direkt übersetzt: "alter" = der andere. Wenn man von "der andere" spricht, sollte vorher von "der eine" die Rede gewesen sein. Unsere Konstruktion: "Der eine …, der andere …" lautet auf Latein: "alter – alter". Die Alternative beschreibt also immer (!) das Entstehen bzw. Vorhandensein von mindestens zwei Möglichkeiten (die eine Möglichkeit – die andere Möglichkeit, ggf. eine weitere Möglichkeit).
Ich stelle Ihnen jetzt die Prototypen der beiden blödsinnigen Sätze vor, mit denen viele Leute mithilfe des Wortes "Alternative" versuchen, einen gebildeten Eindruck zu machen:
Ich weiß nicht, ob und in welchem Zusammenhang Sie selbst das Wort "Alternative" bisher verwendet haben. Möglicherweise bin ich bei Ihnen sogar bereits ins Fettnäpfchen getreten. Aber ich schreibe gern Klartext. Mir geht es um Ihre Sprachkompetenz. Ich möchte, dass Sie einen kompetenten und gebildeten Eindruck bei Ihren Kommunikationspartnern hinterlassen. Wenn Sie ein Fremdwort verwenden, müssen Sie es erklären können. Ich habe Ihnen in einem früheren Kapitel genau diesen Sachverhalt aus der anderen Perspektive geschildert. Erinnern Sie sich?
Streichen Sie das Wort "Alternative" Verwenden Sie es bitte einfach nicht mehr. Sie sollten es vergessen. Das meine ich wirklich ernst. In fast allen Fällen, in denen Sie es verwenden wollen, würden Sie es falsch verwenden. Die "richtigen" Gelegenheiten sind äußerst selten – glauben Sie mir! Wie soll das praktisch gehen? Ersetzen Sie "Alternative" Wenn Sie unbedingt ein Fremdwort verwenden wollen, dann verwenden Sie ggf. "Option". (Lat.: optio = freier Wille) Damit drücken Sie aus, dass es dem freien Willen unterworfen ist, eine Auswahl zu treffen. "Variante" ist auch eine Möglichkeit, die "Alternative" zu vermeiden. (Lat.: variatio = Abwechslung, Vielfalt) "Vielfalt" beschreibt recht treffend das Vorhandensein mehrerer Möglichkeiten.
Morgen befassen wir uns mit den Ausnahmefällen, in denen das Wort "Alternative" korrekt verwendet wird. |
Herzlichst Ihr Hans-Werner Leopold |
Aufgaben |
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1. | Regelmäßig gesehene Fernsehsendung ab sofort nicht mehr ansehen und stattdessen ein Buch lesen. | |
2. | Gespräch(e) führen. | |
3. | Kurze und vor allem vollständige Sätze sprechen. | |
4. | Texte korrigieren und Fehler und Korrektur dokumentieren. | |
5. | Testsätze der beiden bevor/solange - Tests bearbeiten. | |
6. | Vorläufig nicht mehr das Wort "Alternative" verwenden. |
SKN37 |
SKN 37
Tag 38: Alternative – Teil 2gestern habe ich Ihnen etwas verordnet. Ich habe es zu Ihrem Besten getan. Vielleicht halten Sie diese Verordnung aber für übertrieben oder gar unnötig. Deshalb möchte ich Ihnen zunächst noch einmal erläutern, warum ich Ihnen diese "Radikalkur" empfohlen habe.
Dieses Bild beschreibt den Sachverhalt so exakt wie kein anderes. Um eine epidemische Krankheit zu bekämpfen, müssen Sie den Erreger ausrotten. Gleichzeitig müssen in Labors Kulturen dieses Erregers angelegt werden, um wirksame Medikamente zu dessen Bekämpfung zu entwickeln.
Das Wort "Alternative" überträgt die Unkenntnis seiner Bedeutung. Also müssen Sie es von sich fernhalten, wenn Sie bereits unter der Unkenntnis leiden. Deshalb habe ich Ihnen als Therapie gegen diese Unkenntnis empfohlen, das Wort zu meiden, solange Sie dessen Bedeutung nicht kennen und solange Sie nicht genau wissen, bei welchen Gelegenheiten Sie dieses Wort wirklich verwenden können. Übrigens gilt das für alle Wörter, deren Bedeutung Sie nicht kennen. Aber die Alternative spielt inzwischen in unserer Sprache die gleiche Rolle wie Giersch und Quecke in Ihrem Garten.
Jetzt möchte ich Sie aber endlich belohnen für Ihren guten Vorsatz, meiner Empfehlung zu folgen: Mit der folgenden extrem einfachen Regel verwenden Sie das Wort Alternative korrekt: Statt verwenden Sie
Die zwei oder mehr Möglichkeiten einer Alternative schließen sich gegenseitig aus. Sobald Sie "das eine tun können, ohne das andere zu lassen", wie man so schön treffend formulieren kann, liegt keine Alternative vor, sondern ein Kompromiss.
Noch einmal: Wenn Sie das Wort "Alternative" vollkommen vermeiden, sind Sie immer auf der sicheren Seite, ohne dass dies Ihrer Bildung schadet.
Hals- und Beinbruch! Bis morgen. |
Herzlichst Ihr Hans-Werner Leopold |
Aufgaben |
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1. | Regelmäßig gesehene Fernsehsendung ab sofort nicht mehr ansehen und stattdessen ein Buch lesen. | |
2. | Gespräch(e) führen. | |
3. | Kurze und vor allem vollständige Sätze sprechen. | |
4. | Texte korrigieren und Fehler und Korrektur dokumentieren. | |
5. | Testsätze der beiden bevor/solange - Tests bearbeiten. | |
6. | Vorläufig nicht mehr das Wort "Alternative" verwenden. |
SKN38 |
SKN 38
Tag 39: Alternative – Teil 3ich habe es gestern nicht angekündigt. Aber wir müssen uns noch in einer weiteren Lektion mit der Alternative beschäftigen.
Ich hatte Ihnen jedoch empfohlen, das Wort "Alternative" aus Sicherheitsgründen vorerst nicht mehr zu verwenden.
Nun gibt es allerdings etliche Fälle, in denen zu einer oder mehreren bestehenden Möglichkeit(en) eine weitere hinzukommt. Das heißt: Eine (einzige) Möglichkeit wird durch Hinzufügen einer weiteren Möglichkeit zu einer Alternative – oder eine bestehende Alternative wird durch eine weitere Möglichkeit erweitert. In diesem Fall ist das Wort "Alternative" korrekt, wenn man es mit dem Wort "zu" im Zusammenhang verwendet. Also: Es gibt zunächst nur eine Möglichkeit. Jetzt ändern sich die Umstände, und eine weitere Möglichkeit tut sich auf. Es entsteht also eine Alternative. Diese weitere Möglichkeit kann nun korrekt als "Alternative zu" der ersten Möglichkeit bezeichnet werden, wenn man nur über diese neue Möglichkeit sprechen möchte.
Eine Brücke führt über einen Fluss. Es gibt also nur eine Möglichkeit, trockenen Fußes von der einen zur anderen Seite des Flusses zu gelangen. Jetzt wird ein Tunnel unter den Fluss hindurch gebaut. Der Weg durch den Tunnel ist jetzt eine Alternative zu dem Weg über die Brücke. Aber es bleibt dabei: Für das Überqueren des Flusses existiert nur die eine (!) Alternative: Brücke oder Tunnel – also zwei Möglichkeiten, für deren eine Sie sich entscheiden müssen, wenn Sie auf die andere Seite gelangen wollen.
In der Technik gilt folgender Satz: "Eine Konstruktion ist erst dann vollkommen, wenn man nichts mehr weglassen kann." Diesen Satz übertragen wir jetzt auf die Sprache hinsichtlich des Gebrauchs der Alternative: In einem entsprechenden unmissverständlichen Kontext können Sie sogar noch das Wort "zu" weglassen, ohne die Bedeutung des Wortes "Alternative" zu beschädigen.
"Sie können über die Brücke auf die andere Seite des Flusses gelangen. Aber es gibt eine Alternative, indem Sie den Tunnel benutzen." Hier fehlt das "zu". Und der Satz bzw. die Verwendung des Wortes "Alternative" ist trotzdem richtig. Warum? Durch den unmittelbaren Zusammenhang mit dem vorangehenden Satz wird deutlich, dass es sich bei der beschriebenen Alternative eindeutig um eine "Alternative zu …" handelt, also um nichts anderes als eine weitere Möglichkeit. Das lässt sich als Regel formulieren: Eine "weitere Möglichkeit" kann korrekt Beachten Sie dabei, dass es sich eindeutig um eine weitere bzw. zusätzliche Möglichkeit handeln muss!
Ich wiederhole: Der Gebrauch des Wortes "Alternative" ist und bleibt gefährlich. Vermeiden Sie es sicherheitshalber. Glauben Sie mir: Ich bin nicht der Einzige, der merkt, wenn jemand dieses Wort falsch verwendet. Gehen Sie kein Risiko ein. Zu diesem Wort existiert immer eine Alternative: Die "Möglichkeit"! |
Herzlichst Ihr Hans-Werner Leopold |
Aufgaben |
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1. | Regelmäßig gesehene Fernsehsendung ab sofort nicht mehr ansehen und stattdessen ein Buch lesen. | |
2. | Gespräch(e) führen. | |
3. | Kurze und vor allem vollständige Sätze sprechen. | |
4. | Texte korrigieren und Fehler und Korrektur dokumentieren. | |
5. | Testsätze der beiden bevor/solange - Tests bearbeiten. | |
6. | Vorläufig nicht mehr das Wort "Alternative" verwenden. |
SKN39 |
SKN 39
Tag 40: Alternative – Teil 4haben Sie etwa geglaubt, wir seien jetzt durch mit der Alternative?
Sie wissen aus einer früheren Lektion, dass die Wiederholung der wichtigste Teil des Lernprozesses ist. Und so wiederholen wir besonders in diesem schwierigen Thema immer wieder bereits bekannte Sachverhalte, wenn wir einen neuen Aspekt betrachten. So auch heute: Das Vorliegen mehrerer Möglichkeiten wird als Alternative bezeichnet. Von mehreren Alternativen zu sprechen, ist blanker Unsinn. Doch jetzt kommt das große ABER: Wenn diese Alternativen nun allesamt als "zusätzliche Möglichkeiten" daherkommen, wird die ganze Angelegenheit wieder richtig.
Dieser Fall ist aber streng genommen nur der Plural (die Mehrzahl) für den Fall, den wir gestern behandelt haben. Sie erinnern sich? Wir hatten das Wörtchen "zu" weggelassen, wenn der Zusammenhang zur ursprünglichen Möglichkeit eindeutig klar ist. Hoffentlich habe ich Sie nicht zu sehr erschreckt.
Dafür kommen wir jetzt zur Königsklasse der Alternative: Es kann sinnvoll und richtig sein, von zwei (oder mehreren) Alternativen zu sprechen. Sie kaufen ein Auto. Sie müssen sich entscheiden: Benzin oder Diesel (eine Alternative – nur noch bis 2029), Stahlfelgen oder Leichtmetallfelgen (eine weitere Alternative), Schaltgetriebe oder Automatik (eine dritte Alternative), Kombi oder Limousine (eine vierte Alternative), usw. Sie haben es also mit vier Alternativen zu tun. Allerdings gehorcht jede einzelne dieser Alternativen wieder den bekannten Regeln, die wir in den letzten drei Tagen gelernt haben. Jetzt sagt Ihr Ehepartner zu Ihnen: "Du kannst entweder die Entscheidung über den Motor und das Getriebe fällen oder über die Felgen und die Fahrzeugart. Das jeweils andere entscheide dann ich. – Worüber möchtest du nun entscheiden?" Das ist eine Alternative, deren Bestandteile (Möglichkeiten) wiederum Alternativen sind. Und in jeder dieser Möglichkeiten haben Sie zwei Alternativen. Ihr Ehepartner entscheidet dann die beiden anderen Alternativen…
Ein letztes Mal: Vermeiden Sie einfach dieses Wort.
Das Unwort des Jahres 2010 lautet: alternativlos (1. Woher wusste die Kommission, dass ich Ihnen empfehle, "alternativlos" zu kommunizieren? |
Herzlichst Ihr Hans-Werner Leopold |
Aufgaben |
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1. | Regelmäßig gesehene Fernsehsendung ab sofort nicht mehr ansehen und stattdessen ein Buch lesen. | |
2. | Gespräch(e) führen. | |
3. | Kurze und vor allem vollständige Sätze sprechen. | |
4. | Texte korrigieren und Fehler und Korrektur dokumentieren. | |
5. | Testsätze der beiden bevor/solange - Tests bearbeiten. | |
6. | Vorläufig nicht mehr das Wort "Alternative" verwenden. |